Gesetz zur Verbesserung des zivilgerichtlichen Schutzes bei Gewalttaten und Nachstellungen sowie zur Erleichterung der Überlassung der Ehewohnung bei Trennung
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Bundesgesetzblatt Jahrgang 2001 Teil I Nr. 67 S.3513, ausgegeben zu Bonn am 17. Dezember 2001 |
Gesetz zur Verbesserung des zivilgerichtlichen Schutzes bei Gewalttaten und Nachstellungen sowie zur Erleichterung der Überlassung der Ehewohnung bei Trennung
Vom 11. Dezember 2001
Der Bundestag hat das folgende Gesetz beschlossen:
Artikel 1
Gesetz zum zivilrechtlichen Schutz vor Gewalttaten und Nachstellungen
(Gewaltschutzgesetz - GewSchG)
§ 1
Gerichtliche Maßnahmen zum Schutz vor Gewalt und Nachstellungen
(1) Hat eine Person vorsätzlich den Körper, die Gesundheit oder die
Freiheit einer anderen Person widerrechtlich verletzt, hat das Gericht auf
Antrag der verletzten Person die zur Abwendung weiterer Verletzungen
erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Die Anordnungen sollen befristet werden;
die Frist kann verlängert werden. Das Gericht kann insbesondere anordnen, dass
der Täter es unterlässt,
1. die Wohnung der verletzten Person zu betreten,
2. sich in einem bestimmten Umkreis der Wohnung der verletzten Person
aufzuhalten,
3. zu bestimmende andere Orte aufzusuchen, an denen sich die verletzte Person
regelmäßig aufhält,
4. Verbindung zur verletzten Person, auch unter Verwendung von
Fernkommunikationsmitteln, aufzunehmen,
5. Zusammentreffen mit der verletzten Person herbeizuführen,
soweit dies nicht zur Wahrnehmung berechtigter Interessen erforderlich ist.
(2) Absatz 1 gilt entsprechend, wenn
1. eine Person einer anderen mit einer Verletzung des Lebens, des Körpers, der
Gesundheit oder der Freiheit widerrechtlich gedroht hat oder
2. eine Person widerrechtlich und vorsätzlich
a) in die Wohnung einer anderen Person oder deren befriedetes Besitztum
eindringt oder
b) eine andere Person dadurch unzumutbar belästigt, dass sie ihr gegen den
ausdrücklich erklärten Willen wiederholt nachstellt oder sie unter Verwendung
von Fernkommunikationsmitteln verfolgt.
Im Falle des Satzes 1 Nr. 2 Buchstabe b liegt eine unzumutbare Belästigung
nicht vor, wenn die Handlung der Wahrnehmung berechtigter Interessen dient.
(3) In den Fällen des Absatzes 1 Satz 1 oder des Absatzes 2 kann das Gericht die Maßnahmen nach Absatz 1 auch dann anordnen, wenn eine Person die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen hat, in den sie sich durch geistige Getränke oder ähnliche Mittel vorübergehend versetzt hat.
§ 2
Überlassung einer gemeinsam genutzten Wohnung
(1) Hat die verletzte Person zum Zeitpunkt einer Tat nach § 1 Abs.1 Satz 1, auch in Verbindung mit Abs. 3, mit dem Täter einen auf Dauer angelegten gemeinsamen Haushalt geführt, so kann sie von diesem verlangen, ihr die gemeinsam genutzte Wohnung zur alleinigen Benutzung zu überlassen.
(2) Die Dauer der Überlassung der Wohnung ist zu befristen, wenn der verletzten Person mit dem Täter das Eigentum, das Erbbaurecht oder der Nießbrauch an dem Grundstück, auf dem sich die Wohnung befindet, zusteht oder die verletzte Person mit dem Täter die Wohnung gemietet hat. Steht dem Täter allein oder gemeinsam mit einem Dritten das Eigentum, das Erbbaurecht oder der Nießbrauch an dem Grundstück zu, auf dem sich die Wohnung befindet, oder hat er die Wohnung allein oder gemeinsam mit einem Dritten gemietet, so hat das Gericht die Wohnungsüberlassung an die verletzte Person auf die Dauer von höchstens sechs Monaten zu befristen. Konnte die verletzte Person innerhalb der vom Gericht nach Satz 2 bestimmten Frist anderen angemessenen Wohnraum zu zumutbaren Bedingungen nicht beschaffen, so kann das Gericht die Frist um höchstens weitere sechs Monate verlängern, es sei denn, überwiegende Belange des Täters oder des Dritten stehen entgegen. Die Sätze 1 bis 3 gelten entsprechend für das Wohnungseigentum, das Dauerwohnrecht und das dingliche Wohnrecht.
(3) Der Anspruch nach Absatz 1 ist ausgeschlossen,
1. wenn weitere Verletzungen nicht zu besorgen sind, es sei denn, dass der
verletzten Person das weitere Zusammenleben mit dem Täter wegen der Schwere der
Tat nicht zuzumuten ist oder
2. wenn die verletzte Person nicht innerhalb von drei Monaten nach der Tat die
Überlassung der Wohnung schriftlich vom Täter verlangt oder
3. soweit der Überlassung der Wohnung an die verletzte Person besonders
schwerwiegende Belange des Täters entgegenstehen.
(4) Ist der verletzten Person die Wohnung zur Benutzung überlassen worden, so hat der Täter alles zu unterlassen, was geeignet ist, die Ausübung dieses Nutzungsrechts zu erschweren oder zu vereiteln.
(5) Der Täter kann von der verletzten Person eine Vergütung für die Nutzung verlangen, soweit dies der Billigkeit entspricht.
(6) Hat die bedrohte Person zum Zeitpunkt einer Drohung nach § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr.1, auch in Verbindung mit Abs. 3, einen auf Dauer angelegten gemeinsamen Haushalt mit dem Täter geführt, kann sie die Überlassung der gemeinsam genutzten Wohnung verlangen, wenn dies erforderlich ist, um eine unbillige Härte zu vermeiden. Eine unbillige Härte kann auch dann gegeben sein, wenn das Wohl von im Haushalt lebenden Kindern beeinträchtigt ist. Im Übrigen gelten die Absätze 2 bis 5 entsprechend.
§ 3
Geltungsbereich, Konkurrenzen
(1) Steht die verletzte oder bedrohte Person im Zeitpunkt einer Tat nach § 1
Abs. 1 oder Abs. 2 Satz 1 unter elterlicher Sorge, Vormundschaft oder unter
Pflegschaft, so treten im Verhältnis zu den Eltern und zu sorgeberechtigten
Personen an die Stelle von §§ 1 und 2 die für das Sorgerechts-,
Vormundschafts- oder Pflegschaftsverhältnis maßgebenden Vorschriften.
(2) Weitergehende Ansprüche der verletzten Person werden durch dieses Gesetz
nicht berührt.
§ 4
Strafvorschriften
Wer einer bestimmten vollstreckbaren Anordnung nach § 1 Abs. 1 Satz 1 oder 3, jeweils auch in Verbindung mit Abs. 2 Satz 1, zuwiderhandelt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. Die Strafbarkeit nach anderen Vorschriften bleibt unberührt.
Artikel 2
Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuchs
Das Bürgerliche Gesetzbuch in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 400-2, veröffentlichten bereinigten Fassung, zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 10. Dezember 2001 (BGBI. I S. 3422), wird wie folgt geändert:
1. § 1361 b wird wie folgt gefasst:
" | alte Fassung |
§ 1361 b (1) Leben die Ehegatten voneinander getrennt oder will einer von ihnen getrennt leben, so kann ein Ehegatte verlangen, dass ihm der andere die Ehewohnung oder einen Teil zur alleinigen Benutzung überlässt, soweit dies auch unter Berücksichtigung der Belange des anderen Ehegatten notwendig ist, um eine unbillige Härte zu vermeiden. Eine unbillige Härte kann auch dann gegeben sein, wenn das Wohl von im Haushalt lebenden Kindern beeinträchtigt ist. Steht einem Ehegatten allein oder gemeinsam mit einem Dritten das Eigentum, das Erbbaurecht oder der Nießbrauch an dem Grundstück zu, auf dem sich die Ehewohnung befindet, so ist dies besonders zu berücksichtigen; Entsprechendes gilt für das Wohnungseigentum, das Dauerwohnrecht und das dingliche Wohnrecht. (2) Hat der Ehegatte, gegen den sich der Antrag richtet, den anderen Ehegatten widerrechtlich und vorsätzlich am Körper, der Gesundheit oder der Freiheit verletzt oder mit einer solchen Verletzung oder der Verletzung des Lebens widerrechtlich gedroht, ist in der Regel die gesamte Wohnung zur alleinigen Benutzung zu überlassen. Der Anspruch auf Wohnungsüberlassung ist nur dann ausgeschlossen, wenn keine weiteren Verletzungen und widerrechtlichen Drohungen zu besorgen sind, es sei denn, dass dem verletzten Ehegatten das weitere Zusammenleben mit dem anderen wegen der Schwere der Tat nicht zuzumuten ist. (3) Wurde einem Ehegatten die Ehewohnung ganz oder zum Teil überlassen, so hat der andere alles zu unterlassen, was geeignet ist, die Ausübung dieses Nutzungsrechts zu erschweren oder zu vereiteln. Er kann von dem nutzungsberechtigten Ehegatten eine Vergütung für die Nutzung verlangen, soweit dies der Billigkeit entspricht. (4) Ist nach der Trennung der Ehegatten im Sinne des § 1567 Abs.1 ein Ehegatte aus der Ehewohnung ausgezogen und hat er binnen sechs Monaten nach seinem Auszug eine ernstliche Rückkehrabsicht dem anderen Ehegatten gegenüber nicht bekundet, so wird unwiderleglich vermutet, dass er dem in der Ehewohnung verbliebenen Ehegatten das alleinige Nutzungsrecht überlassen hat. " |
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2. § 1903 Abs. 4 wird wie folgt gefasst:
"(4) § 1901 Abs. 5 gilt entsprechend."
alte Fassung | |
§ 1903 (1) Soweit dies zur Abwendung einer erheblichen Gefahr für die Person oder das Vermögen des Betreuten erforderlich ist, ordnet das Vormundschaftsgericht an, daß der Betreute zu einer Willenserklärung, die den Aufgabenkreis des Betreuers betrifft, dessen Einwilligung bedarf (Einwilligungsvorbehalt). Die §§ 108 bis 113, 131 Abs. 2 und § 210 gelten entsprechend. (2) Ein Einwilligungsvorbehalt kann sich nicht erstrecken auf Willenserklärungen, die auf Eingehung einer Ehe oder Begründung einer Lebenspartnerschaft gerichtet sind, auf Verfügungen von Todes wegen und auf Willenserklärungen, zu denen ein beschränkt Geschäftsfähiger nach den Vorschriften des Vierten und Fünften Buches nicht der Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters bedarf. (3) Ist ein Einwilligungsvorbehalt angeordnet, so bedarf der Betreute dennoch nicht der Einwilligung seines Betreuers, wenn die Willenserklärung dem Betreuten lediglich einen rechtlichen Vorteil bringt. Soweit das Gericht nichts anderes anordnet, gilt dies auch, wenn die Willenserklärung eine geringfügige Angelegenheit des täglichen Lebens betrifft. (4) § 1901 Abs. 5 gilt entsprechend.
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§ 1903 [Einwilligungsvorbehalt] (1) Soweit dies zur Abwendung einer erheblichen Gefahr für die Person oder das Vermögen des Betreuten erforderlich ist, ordnet das Vormundschaftsgericht an, daß der Betreute zu einer Willenserklärung, die den Aufgabenkreis des Betreuers betrifft, dessen Einwilligung bedarf (Einwilligungsvorbehalt). Die §§ 108 bis 113, 131 Abs. 2 und § 210 gelten entsprechend. (2) Ein Einwilligungsvorbehalt kann sich nicht erstrecken auf Willenserklärungen, die auf Eingehung einer Ehe oder Begründung einer Lebenspartnerschaft gerichtet sind, auf Verfügungen von Todes wegen und auf Willenserklärungen, zu denen ein beschränkt Geschäftsfähiger nach den Vorschriften des Vierten und Fünften Buches nicht der Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters bedarf. (3) Ist ein Einwilligungsvorbehalt angeordnet, so bedarf der Betreute dennoch nicht der Einwilligung seines Betreuers, wenn die Willenserklärung dem Betreuten lediglich einen rechtlichen Vorteil bringt. Soweit das Gericht nichts anderes anordnet, gilt dies auch, wenn die Willenserklärung eine geringfügige Angelegenheit des täglichen Lebens betrifft. (4) § 1901 Abs. 4 gilt entsprechend. |
Artikel 3
Änderung des Gerichtsverfassungsgesetzes
Das Gerichtsverfassungsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 9. Mai
1975 (BGBI. I S. 1077), zuletzt geändert durch Artikel 12 des Gesetzes vom 10.
Dezember 2001 (BGBI. I S. 3422), wird wie folgt geändert:
1. In § 23a werden der Schlusspunkt durch ein Semikolon ersetzt und folgende
Nummer 7 angefügt:
"7. Streitigkeiten nach dem Gewaltschutzgesetz, wenn die Parteien einen auf
Dauer angelegten gemeinsamen Haushalt führen oder innerhalb von sechs Monaten
vor der Antragstellung geführt haben."
2. § 23b Abs.1 wird wie folgt geändert:
a) Nummer 8 wird wie folgt gefasst:
"8. Verfahren über Regelungen nach der Verordnung über die Behandlung der
Ehewohnung und des Hausrats;".
b) Nach Nummer 8 wird folgende Nummer 8a eingefügt:
"8a. Verfahren nach dem Gewaltschutzgesetz, wenn die Beteiligten einen auf
Dauer angelegten gemeinsamen Haushalt führen oder innerhalb von sechs Monaten
vor der Antragstellung geführt haben."
Artikel 4
Änderung der Zivilprozessordnung
Die Zivilprozessordnung in der im Bundesgesetzblatt Teil III,
Gliederungsnummer 310-4, veröffentlichten bereinigten Fassung, zuletzt
geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 27. Juli 2001 (BGBI. I S. 1887),
dieser wiederum geändert durch Artikel 5 Abs. 1 a Nr. 1 und 2 des Gesetzes vom
26. November 2001 (BGBI. I S. 3138), wird wie folgt geändert:
1. Die Inhaltsübersicht wird wie folgt geändert:
a) Nach der Zeile "§ 621 f Kostenvorschuss" wird folgende Zeile
eingefügt: "§ 621 g Einstweilige Anordnungen".
b) Nach derZeile "§ 892 Widerstand des Schuldners" wird folgende
Zeile eingefügt:
"§ 892a Unmittelbarer Zwang in Verfahren nach dem
Gewaltschutzgesetz".
2. § 620 wird wie folgt geändert:
a) Nach Nummer 8 wird folgende Nummer 9 eingefügt:
"9. die Maßnahmen nach den §§ 1 und 2 des Gewaltschutzgesetzes, wenn die
Beteiligten einen auf Dauer angelegten gemeinsamen Haushalt führen oder
innerhalb von sechs Monaten vor Antragstellung geführt haben;". b) Die
bisherige Nummer 9 wird Nummer 10.
3. In § 620c Satz 1 werden
a) nach dem Wort "angeordnet" ein Komma eingefügt and
b) die Wörter "oder die Ehewohnung einem Ehegatten ganz zugewiesen"
durch die Wörter "über einen Antrag nach den §§ 1 und 2 des
Gewaltschutzgesetzes oder über einen Antrag auf Zuweisung der Ehewohnung
entschieden" ersetzt.
4. § 621 wird wie folgt geändert:
a) Absatz 1 wird wie folgt geändert:
aa) Nummer 7 wird wie folgt gefasst:
"7. Regelungen nach der Verordnung über die Behandlung der Ehewohnung und
des Hausrats,".
bb) In Nummer 12 werden am Ende ein Komma und folgende Nummer 13 eingefügt:
"13. Maßnahmen nach den §§ 1 und 2 des Gewaltschutzgesetzes, wenn die
Beteiligten einen auf Dauer angelegten gemeinsamen Haushalt führen oder
innerhalb von sechs Monaten vor Antragstellung geführt haben".
b) Absatz 2 Satz 1 wird wie folgt geändert:
aa) Im einleitenden Satzteil wird die Angabe "Nr.1 bis 4" durch die
Angabe "Nr. 1 bis 4 und 13" ersetzt.
bb) In Nummer 4 werden am Ende der Punkt durch ein Komma ersetzt und folgende
Nummer 5 angefügt:
"5. in den Fällen der Nummer 13 Anordnungen gegenüber dem anderen
Ehegatten."
5. In § 621 a Abs. 1 Satz 1 und § 621 a Abs. 1 werden jeweils
a) nach den Wörtern "des Bürgerlichen Gesetzbuchs" ein Komma
eingefügt and
b) die Angabe "sowie 12" durch die Angabe "Nr. 12 sowie 13"
ersetzt.
6. In § 621 f wird die Angabe "Nr.1 bis 3, 6 bis 9" durch die Angabe "Nr.1 bis 3, 6 bis 9 sowie 13" ersetzt.
7. Nach § 621 f wird folgender § 621 g eingefügt:
"§ 621 g
Einstweilige Anordnungen
Ist ein Verfahren nach § 621 Abs.1 Nr.1, 2, 3 oder 7 anhängig oder ist ein
Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe für ein solches Verfahren
eingereicht, kann das Gericht auf Antrag Regelungen im Wege der einstweiligen
Anordnung treffen. Die §§ 620a bis 620g gelten entsprechend."
8. § 794 Abs.1 Nr. 3a wird wie folgt gefasst:
"3a. aus einstweiligen Anordnungen nach den §§ 127a, 620 Nr. 4 bis 10,
dem § 621 f und dem § 621 g Satz 1, soweit Gegenstand des Verfahrens
Regelungen nach der Verordnung über die Behandlung der Ehewohnung und des
Hausrats sind, sowie nach dem § 644;".
9. Dem § 885 Abs.1 werden folgende Sätze angefügt:
"Der Gerichtsvollzieher hat den Schuldner aufzufordern, eine Anschrift zum
Zweck von Zustellungen oder einen Zustellungsbevollmächtigten zu benennen. Bei
einer einstweiligen Anordnung nach dem § 620 Nr. 7, 9 oder dem § 621 g Satz 1,
soweit Gegenstand des Verfahrens Regelungen nach der Verordnung über die
Behandlung der Ehewohnung und des Hausrats sind, ist die mehrfache Vollziehung
während der Geltungsdauer möglich. Einer erneuten Zustellung an den Schuldner
bedarf es nicht."
10. Nach § 892 wird folgender § 892a eingefügt:
"§ 892a
Unmittelbarer Zwang in Verfahren nach dem Gewaltschutzgesetz
Handelt der Schuldner einer Verpflichtung aus einer Anordnung nach § 1 des
Gewaltschutzgesetzes zuwider, eine Handlung zu unterlassen, kann der Gläubiger
zur Beseitigung einer jeden andauernden Zuwiderhandlung einen Gerichtsvollzieher
zuziehen. Der Gerichtsvollzieher hat nach § 758 Abs. 3 und § 759 zu verfahren.
§§ 890 und 891 bleiben daneben anwendbar."
11. In § 940a werden nach den Wörtern "wegen verbotener Eigenmacht" die Wörter "oder bei einer konkreten Gefahr für Leib oder Leben" eingefügt.
Artikel 5
Änderung des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen
Gerichtsbarkeit
Das Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit in der
im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 315-1, veröffentlichten
bereinigten Fassung, zuletzt geändert durch Artikel 7 des Gesetzes vom 10.
Dezember 2001 (BGBI. I S. 3422), wird wie folgt geändert:
1. § 49a wird wie folgt geändert:
a) Folgender Absatz 2 wird eingefügt:
"(2) Das Familiengericht soll das Jugendamt in Verfahren über die
Überlassung der Ehewohnung (§ 1361 b des Bürgerlichen Gesetzbuchs) oder nach
§ 2 des Gewaltschutzgesetzes vor einer ablehnenden Entscheidung anhören, wenn
Kinder im Haushalt der Beteiligten leben."
b) Der bisherige Absatz 2 wird Absatz 3.
2. Nach § 64a wird folgender § 64b eingefügt: "§ 64b
(1) Soweit Verfahren nach den §§ 1 und 2 des Gewaltschutzgesetzes den
Familiengerichten zugewiesen sind, gelten die §§ 12 bis 16, 32 und 35 der
Zivilprozessordnung entsprechend; zuständig ist darüber hinaus das
Familiengericht, in dessen Bezirk sich die gemeinsame Wohnung der Beteiligten
befindet.
(2) Entscheidungen des Familiengerichts in Verfahren nach den §§ 1 und 2 des
Gewaltschutzgesetzes werden erst mit der Rechtskraft wirksam. Das Gericht kann
jedoch die sofortige Wirksamkeit und die Zulässigkeit der Vollstreckung vor der
Zustellung an den Antragsgegner anordnen. In diesem Falle werden die
Entscheidungen auch in dem Zeitpunkt wirksam, in dem sie der Geschäftsstelle
des Gerichts zur Bekanntmachung übergeben werden; dieser Zeitpunkt ist auf der
Entscheidung zu vermerken. In Verfahren nach § 2 des Gewaltschutzgesetzes
gelten § 13 Abs. 1, 3 und 4, §§ 15, 17 Abs.1 Satz 1 und Abs. 2 der Verordnung
über die Behandlung der Ehewohnung und des Hausrats entsprechend.
(3) Ist ein Verfahren nach den §§ 1 und 2 des Gewaltschutzgesetzes anhängig
oder ist ein Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe für ein solches
Verfahren eingereicht, kann das Familiengericht auf Antrag im Wege einer
einstweiligen Anordnung vorläufige Regelungen erlassen. Die §§ 620a bis 620g
der Zivilprozessordnung gelten entsprechend. Das Gericht kann anordnen, dass die
Vollziehung der einstweiligen Anordnung vor ihrer Zustellung an den
Antragsgegner zulässig ist. Im Falle des Erlasses der einstweiligen Anordnung
ohne mündliche Verhandlung wird die Anordnung auch mit Übergabe an die
Geschäftsstelle zum Zwecke der Bekanntmachung wirksam. Das Gericht hat den
Zeitpunkt der Übergabe auf der Entscheidung zu vermerken. Der Antrag auf Erlass
der einstweiligen Anordnung gilt im Falle des Erlasses ohne mündliche
Verhandlung als Auftrag zur Zustellung durch den Gerichtsvollzieher unter
Vermittlung der Geschäftsstelle und zur Vollziehung; auf Verlangen des
Antragstellers darf die Zustellung nicht vor der Vollziehung erfolgen.
(4) Aus rechtskräftigen Entscheidungen nach Absatz 2 Satz 1, für sofort
wirksam erklärten Entscheidungen nach Absatz 2 Satz 2, gerichtlichen
Vergleichen und einstweiligen Anordnungen findet die Zwangsvollstreckung nach
den Vorschriften der Zivilprozessordnung, insbesondere nach §§ 885, 890, 891
und 892a der Zivilprozessordnung statt."
Artikel 6
Änderung des Gerichtskostengesetzes
Das Gerichtskostengesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 15. Dezember
1975 (BGBI. I S. 3047), zuletzt geändert durch Artikel 9 Abs.1 des Gesetzes vom
10. Dezember 2001 (BGBI. I S. 3422), wird wie folgt geändert:
1. In § 20 Abs. 2 Satz 2 wird die Angabe "§ 620 Satz 1 N r. 7" durch
die Angabe "§ 620 N r. 7 und 9" ersetzt.
2. In Nummer 1701 der Anlage 1 wird die Angabe "§ 620 Nr. 4, 6 bis 9
ZPO" durch die Angabe "§ 620 Nr. 4, 6 bis 10 ZPO" ersetzt.
Artikel 7
Änderung der Kostenordnung
Die Kostenordnung in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 361-1,
veröffentlichten bereinigten Fassung, zuletzt geändert durch Artikel 9 Abs. 2
des Gesetzes vom 10. Dezember 2001 (BGBI. I S. 3422), wird wie folgt geändert:
1. § 91 wird wie folgt gefasst:
"§ 91
Gebührenfreie Tätigkeiten
Für die in den §§ 92 bis 95, 97 und 98 genannten Tätigkeiten werden nur die
in diesen Vorschriften bestimmten Gebühren erhoben; im Übrigen ist die
Tätigkeit gebührenfrei. Für einstweilige Anordnungen werden keine Gebühren
erhoben."
2. In § 94 Abs. 3 Satz 2 zweiter Halbsatz wird das Wort "Gebühr"
durch das Wort "Kosten" ersetzt.
3. Nach § 100 wird folgender § 100a eingefügt:
"§ 100a Maßnahmen nach dem Gewaltschutzgesetz
(1) Für Entscheidungen in Familiensachen nach § 621 Abs. 1 Nr. 13 der
Zivilprozessordnung wird die volle Gebühr erhoben.
(2) Der Geschäftswert bestimmt sich nach § 30 Abs. 2.
(3) Zahlungspflichtig ist nur der Beteiligte, den das Gericht nach billigem
Ermessen bestimmt; es kann auch anordnen, dass von der Erhebung der Kosten
abzusehen ist."
Artikel 8
Änderung des Gerichtsvollzieherkostengesetzes
Nummer 250 der Anlage zum Gerichtsvollzieherkostengesetz vom 19. April 2001 (BGBI. I S. 623), das zuletzt durch Artikel 9 Abs. 3 des Gesetzes vom 10. Dezember 2001 (BGBI. I S. 3422) geändert worden ist, wird wie folgt gefasst:
Nr. | Gebührentatbestand | Gebührenbetrag |
"250 | Zuziehung zur Beseitigung des Widerstandes (§ 892 ZPO) sowie zur Beseitigung von Zuwiderhandlungen gegen die Verpflichtung, eine Handlung zu unterlassen (§ 892a ZPO) Neben dieser Gebühr wird gegebenenfalls ein Zeitzuschlag nach Nummer 500 erhoben. | 40,00 EUR" |
Artikel 9
Änderung der Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte
Die Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 368-1, veröffentlichten bereinigten Fassung, zuletzt geändert durch Artikel 9 Abs. 5 des Gesetzes vom 10. Dezember 2001 (BGBI. I S. 3422), wird wie folgt geändert:
1. § 8 wird wie folgt geändert:
a) Absatz 2 Satz 3 wird aufgehoben.
b) Folgender Absatz 3 wird angefügt:
"(3) Betrifft die Tätigkeit eine einstweilige Anordnung nach § 620 Nr.1,
2, 3 oder § 621 g der Zivilprozessordnung, so ist von einem Wert von 500 Euro
auszugehen. Wenn die einstweilige Anordnung nach § 621 g der
Zivilprozessordnung eine Familiensache nach § 621 Abs.1 Nr. 7 der
Zivilprozessordnung betrifft, ist jedoch § 20 Abs. 2 Satz 2 des
Gerichtskostengesetzes entsprechend anzuwenden. Betrifft die Tätigkeit eine
einstweilige Anordnung nach § 64b des Gesetzes über die Angelegenheiten der
freiwilligen Gerichtsbarkeit, gelten die Sätze 1 und 2 entsprechend."
2. § 41 wird wie folgt geändert:
a) Absatz 1 Satz 1 wird wie folgt geändert:
aa) Nach Buchstabe c wird folgender Buchstabe d eingefügt: "d) § 621 g
der Zivilprozessordnung,".
bb) Die bisherigen Buchstaben d und a werden Buchstaben a und f.
cc) Dem neuen Buchstaben f wird ein Komma angefügt und folgender Buchstabe g
wird eingefügt:
"g) § 64b des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen
Gerichtsbarkeit".
b) Absatz 2 wird wie folgt geändert:
aa) Folgender Satz wird vorangestellt: "Die Höhe der Gebühren richtet
sich nach den für die Hauptsache geltenden Vorschriften."
bb) Im neuen Satz 2 wird das Wort "Prozessgebühr" durch die Wörter
"Prozess- oder Geschäftsgebühr" ersetzt.
Artikel 10
Änderung des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche
Das Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. September 1994 (BGBI. I S. 2494, 1997 I S. 1061), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 26. November 2001 (BGBI. I S. 3138), wird wie folgt geändert:
1. Nach Artikel 17 wird folgender Artikel 17a eingefügt:
"Artikel 17a
Ehewohnung und Hausrat
Die Nutzungsbefugnis für die im Inland belegene Ehewohnung und den im Inland
befindlichen Hausrat sowie damit zusammenhängende Betretungs-, Näherungs- und
Kontaktverbote unterliegen den deutschen Sachvorschriften."
2. Der bisherige Artikel 17a wird Artikel 17b; in ihm wird Absatz 2 Satz 1 wie
folgt gefasst:
"Artikel 10 Abs. 2 und Artikel 17a gelten entsprechend."
Artikel 11
Änderung des Lebenspartnerschaftsgesetzes
§ 14 des Lebenspartnerschaftsgesetzes vom 16. Februar 2001 (BGBI. I S.
266)
wird wie folgt gefasst:
"§ 14
Wohnungszuweisung bei Getrenntleben
(1) Leben die Lebenspartner voneinander getrennt oder will einer von ihnen getrennt leben, so kann ein Lebenspartner verlangen, dass ihm der andere die gemeinsame Wohnung oder einen Teil zur alleinigen Benutzung überlässt, soweit dies auch unter Berücksichtigung der Belange des anderen Lebenspartners notwendig ist, um eine unbillige Härte zu vermeiden. Eine unbillige Härte kann auch dann gegeben sein, wenn das Wohl von im Haushalt lebenden Kindern beeinträchtigt ist. Steht einem Lebenspartner allein oder gemeinsam mit einem Dritten das Eigentum, das Erbbaurecht oder der Nießbrauch an dem Grundstück zu, auf dem sich die gemeinsame Wohnung befindet, so ist dies besonders zu berücksichtigen; Entsprechendes gilt für das Wohnungseigentum, das Dauerwohnrecht und das dingliche Wohnrecht.
(2) Hat der Lebenspartner, gegen den sich der Antrag richtet, den anderen Lebenspartner widerrechtlich und vorsätzlich am Körper, der Gesundheit oder der Freiheit verletzt oder mit einer solchen Verletzung oder der Verletzung des Lebens widerrechtlich gedroht, ist in der Regel die gesamte Wohnung zur alleinigen Benutzung zu überlassen. Der Anspruch auf Wohnungsüberlassung ist nur dann ausgeschlossen, wenn keine weiteren Verletzungen und widerrechtlichen Drohungen zu besorgen sind, es sei denn, dass dem verletzten Lebenspartner das weitere Zusammenleben mit dem anderen wegen der Schwere der Tat nicht zuzumuten ist.
(3) Wurde einem Lebenspartner die gemeinsame Wohnung ganz oder zum Teil überlassen, so hat der andere alles zu unterlassen, was geeignet ist, die Ausübung dieses Nutzungsrechts zu erschweren oder zu vereiteln. Er kann von dem nutzungsberechtigten Lebenspartner eine Vergütung für die Nutzung verlangen, soweit dies der Billigkeit entspricht.
(4) Ist ein Lebenspartner aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen, um getrennt zu leben und hat er binnen sechs Monaten nach seinem Auszug eine ernstliche Rückkehrabsicht dem anderen Lebenspartner gegenüber nicht bekundet, so wird unwiderleglich vermutet, dass er dem in der gemeinsamen Wohnung verbliebenen Lebenspartner das alleinige Nutzungsrecht überlassen hat."
Artikel 12
Änderung der Verordnung über die Behandlung der Ehewohnung und des Hausrats
Die Verordnung über die Behandlung der Ehewohnung und des Hausrats in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 404-3, veröffentlichten bereinigten Fassung, zuletzt geändert durch Artikel 7 Abs. 29 des Gesetzes vom 19. Juni 2001 (BGBI. I S. 1149), wird wie folgt geändert:
1. § 13 Abs. 4 wird wie folgt gefasst:
"(4) Lebt ein Kind in einer Wohnung, die Gegenstand einer Entscheidung
über die Zuweisung ist, teilt der Richter dem Jugendamt, in dessen Bereich sich
die Wohnung befindet, die Entscheidung mit."
2. In § 16 Abs. 3 wird die Angabe "(§ 13 Abs. 4)" gestrichen.
3. In § 18a werden die Wörter "Regelung über die Benutzung der
Ehewohnung im Falle des" durch die Wörter "Entscheidungen nach"
ersetzt.
Artikel 13
Inkrafttreten
(1) Artikel 8 tritt am 2. Januar 2002 in Kraft.
(2) Im Übrigen tritt das Gesetz am 1. Januar 2002 in Kraft.
Die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesrates sind gewahrt.
Das vorstehende Gesetz wird hiermit ausgefertigt und wird im Bundesgesetzblatt
verkündet.
Berlin, den 11. Dezember 2001
Der Bundespräsident Johannes Rau
Der Bundeskanzler Gerhard Schröder
Die Bundesministerin der Justiz Däubler-Gmelin
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Beginn |